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pdf checker barrierefreiheit kompletter Praxisleitfaden
12. November 2025Algoran Team

pdf checker barrierefreiheit kompletter Praxisleitfaden

Barrierefreie PDFs prüfen: Der komplette Guide für zugängliche Dokumente



Estimated reading time: 12 minutes



Kernaussagen

  • PAC 2024 ist das wichtigste kostenlose Tool zur technischen Prüfung von PDFs.
  • Automatisierte Checks decken viele Fehler auf, aber nicht alle Barrieren – manuelle Tests sind unverzichtbar.
  • Barrierefreiheit beginnt im Quelldokument: korrekte Tags, Alternativtexte und logische Lesereihenfolge sind grundlegend.
  • PDF/UA und WCAG definieren die technischen und inhaltlichen Anforderungen; seit 2025 gelten strengere rechtliche Vorgaben.
  • Die Kombination: PAC + Adobe Acrobat Pro + Screenreader (z. B. NVDA) ist in vielen Fällen ausreichend.


Inhaltsverzeichnis



Was macht ein PDF barrierefrei?

Illustration of PDF structure showing tags, headings and alt text

Ein barrierefreies PDF ist mehr als nur lesbar: Es muss so strukturiert sein, dass Menschen mit Seh- oder motorischen Einschränkungen alle Inhalte vollständig erfassen und nutzen können. Die technische Umsetzung basiert auf klaren Strukturelementen, die im Hintergrund des PDFs hinterlegt werden.

Tags bilden das Grundgerüst

Jedes Element – Überschriften, Absätze, Listen, Tabellen – braucht einen korrekten Tag. Ohne diese Tags kann ein Screenreader die Struktur nicht erkennen und navigiert planlos durchs Dokument. Ich habe das bei einem Wettkampfprotokoll erlebt: Ohne richtige Überschriften-Tags las der Screenreader alles in einem Rutsch.

Die Lesereihenfolge muss logisch sein

In komplexen Layouts mit Spalten oder Infokästen muss die Tag-Struktur die visuelle Reihenfolge widerspiegeln. Sonst springt der Screenreader zwischen Bereichen hin und her.

Alternativtexte für Bilder

Alternativtexte sind Pflicht – außer bei rein dekorativen Elementen. Qualität ist wichtig: statt „Bild eines Läufers" besser: „Läuferin in Startposition auf Tartanbahn mit gebeugtem Knie und konzentriertem Blick". Automatische Tools prüfen nur Anwesenheit, nicht Qualität.

Dokumentsprache und -titel

Dokumentsprache und Titel müssen gesetzt sein; der Screenreader nutzt diese Infos für richtige Aussprache. Bei mehrsprachigen Dokumenten sollten Abschnitte entsprechend markiert sein.

Formularfelder und Bedienbarkeit

Formularfelder müssen zugänglich per Tastatur bedienbar sein und klare, programmatisch zugeordnete Beschriftungen besitzen. Checkboxen, Radio-Buttons und Dropdowns brauchen sinnvolle Tastatursteuerung und Beschriftungen.

Echter Text statt Bilddateien

Ein gescanntes PDF ist für Screenreader unbrauchbar. Text muss maschinenlesbar und kopierbar sein.



Der PDF Checker Barrierefreiheit: PAC als Standardwerkzeug

Screenshot-style visualization of PAC interface with results and preview

PDF Accessibility Checker (PAC) ist das zentrale kostenlose Tool zur Überprüfung von PDF-Dokumenten. PAC 2024 prüft PDF/UA-Konformität und WCAG-Richtlinien. Für Windows-Nutzer ist es die erste Anlaufstelle.

Bedienung ist einfach: PDF per Drag & Drop, Analyse startet, und innerhalb Sekunden erscheint ein Bericht. Ergebnisse gliedern sich in PDF/UA-Konformität, WCAG-Konformität und eine visuelle Screenreader-Vorschau.

Detailbericht & Screenreader-Vorschau

PAC lokalisiert Fehler präzise: Seite, Position und Art des Fehlers. Die Screenreader-Vorschau visualisiert die Tag-Struktur und Lesereihenfolge – oft zeigt sie, wie chaotisch ein optisch schönes PDF intern interpretiert wird.

Grenzen von PAC

PAC deckt rund zwei Drittel der technischen Anforderungen automatisch ab. Es kann nicht die Aussagekraft von Alternativtexten bewerten oder inhaltliche Sinnhaftigkeit der Tags prüfen. PAC läuft nur unter Windows.

Die kostenlose Verfügbarkeit macht PAC besonders wertvoll – insbesondere für kleinere Organisationen ohne Budget für Adobe Acrobat Pro.



Barrierefreie PDF erstellen: Die Basis liegt im Ursprungsdokument

Word document with styles and accessibility checker highlighted

Barrierefreiheit beginnt im Quelldokument: Word, LibreOffice oder InDesign. Wer hier sauber arbeitet, spart sich Nachbesserungen.

Formatvorlagen in Word nutzen

Überschriften mit Formatvorlagen, Listen mit List-Funktionen, nicht manuell formatieren. Der Accessibility Checker in Office hilft vor dem Export.

Beim PDF-Export die richtigen Optionen wählen

In Word die Option „Dokumentstrukturtags für Barrierefreiheit" aktivieren. Ähnliche Einstellungen in LibreOffice beachten.

Tabellen richtig strukturieren

Kopfzeilen als solche markieren, verschachtelte Tabellen vermeiden. Richtig getaggte Tabellen bewahren Kontext für Screenreader.

Farbkontrast beachten

WCAG verlangt für normalen Text mindestens 4,5:1 Kontrast. Tools wie der Colour Contrast Analyser helfen bei der Prüfung.

Sinnvolle Dokumentstruktur aufbauen

Inhaltsverzeichnis, durchnummerierte Seiten und logische Hierarchie helfen allen Nutzern. Automatische Inhaltsverzeichnisse in Word bleiben im PDF anklickbar.



PDF barrierefrei prüfen: Der systematische Workflow

Workflow diagram showing PAC, Acrobat, manual checks, and screenreader testing

Eine gründliche Prüfung folgt diesem Ablauf: erst automatisiert, dann manuell. Automatisierung findet offensichtliche Fehler; manuelle Prüfungen decken Feinheiten auf.

Schritt 1: PAC-Check durchführen

PDF in PAC laden, vollständigen Report prüfen. Rot markierte Fehler sind kritisch; Gelb sind Warnungen, die bewertet werden müssen.

Schritt 2: Adobe Acrobat Pro nutzen (falls verfügbar)

Acrobat kann zusätzliche Aspekte prüfen und Reparaturen vornehmen: Tags hinzufügen, Lesereihenfolge anpassen, Alternativtexte ergänzen.

Schritt 3: Tag-Struktur manuell durchgehen

Tags-Panel in Acrobat prüfen: sind Überschriften korrekt verschachtelt? Sind Listen echte Listen? Sind Tabellenzellen korrekt zugeordnet?

Schritt 4: Lesereihenfolge testen

Das Leserichtung-Werkzeug in Acrobat zeigt nummerierte Bereiche. Bei mehrspaltigen Layouts müssen Bereiche ggf. neu angeordnet werden.

Schritt 5: Alternativtexte prüfen

Jeder Alternativtext muss gelesen und bewertet werden: beschreibt er das Bild sinnvoll? Dekorative Bilder als Artefakt markieren.

Schritt 6: Formularelemente testen

Alle Formularfelder mit der Tastatur durchgehen: Tab-Reihenfolge, Beschriftungen, Pflichtfelder. Interaktive PDFs benötigen besondere Sorgfalt.

Schritt 7: Screenreader-Test

NVDA oder JAWS installieren und das PDF testen. Navigation prüfen: Überschriften, Tabellen, Formularfelder – aus Nutzersicht zeigt dieser Test Probleme, die Tools nicht finden.



Standards und Anforderungen: PDF/UA und WCAG verstehen

Comparison chart of PDF/UA and WCAG criteria

PDF/UA (PDF Universal Accessibility) ist der internationale Standard für barrierefreie PDFs (ISO 14289). Er regelt Tag-Struktur, Metadaten und Trennung von Inhalt und Darstellung.

WCAG (Web Content Accessibility Guidelines) gelten zunehmend auch für PDFs. WCAG 2.1/2.2 basieren auf vier Prinzipien: wahrnehmbar, bedienbar, verständlich und robust. Für PDFs besonders relevant sind: Kontrast, Tastaturbedienbarkeit, Alternativtexte und klare Struktur.

Konformitätsstufen bei WCAG

Level A ist das Minimum; Level AA wird meist gefordert (rechtlich relevant). Level AAA ist die höchste Stufe und oft schwer vollständig umzusetzen.

BITV 2.0 und European Accessibility Act

BITV 2.0 macht WCAG für Bundesbehörden verbindlich; seit 2020 müssen PDFs barrierefrei sein, Bestandsdokumente folgen ab 2025. Der European Accessibility Act verschärft Anforderungen für private Unternehmen ab 2025 in bestimmten Bereichen.

PDF/UA-2

PDF/UA-2 wird stärker mit WCAG harmonisiert und bringt Anforderungen für moderne PDF-Features. Barrierefreiheit gewinnt technisch und rechtlich an Gewicht.



Häufige Fehler und wie man sie findet

List of common PDF accessibility errors with examples

Folgende Probleme treten immer wieder auf:

  • Fehlende oder falsche Tags: Besonders bei gescannten PDFs oder falsch exportierten Dateien.
  • Falsche Überschriftenhierarchie: Sprünge von H1 zu H3 verwirren Screenreader-Nutzer.
  • Bilder ohne Alternativtext: Dateinamen wie „IMG_1234.jpg" helfen nicht.
  • Tabellen ohne Kopfzeilen-Markup: Nutzer verlieren Kontext bei Tabellen.
  • Unlogische Lesereihenfolge: Entsteht bei komplexen Layouts mit Textboxen und Spalten.
  • Farbkodierung ohne Alternative: Farben allein dürfen nicht die einzige Information tragen.
  • Nicht-bedienbare Formularelemente: Buttons und Dropdowns müssen per Tastatur funktionieren.
  • Zu niedriger Kontrast: Hellgraue Schrift auf weißem Hintergrund erfüllt oft nicht WCAG.


Praxistipps: Effizient zum barrierefreien PDF

Template example of an accessible Word document template

Vorlagen nutzen: Ein barrierefreies Word-Template mit korrekten Formatvorlagen und kontraststarkem Farbschema spart Zeit.

Automatisierung: Acrobat Pro kann Tags automatisch generieren und reduziert manuellen Aufwand; danach nacharbeiten.

Checklisten verwenden: Eine einfache Liste (Dokumentsprache, Alternativtexte, Formularbeschriftungen) hilft, nichts zu vergessen.

Screenreader-Grundkenntnisse: NVDA lernen, um PDFs aus Nutzersicht zu testen – das Verständnis ist unbezahlbar.

Experten hinzuziehen: Für komplexe Handbücher oder rechtlich relevante Dokumente lohnt sich professionelle Hilfe.

Regelmäßig aktualisieren: Tools wie PAC werden weiterentwickelt; in regelmäßigen Abständen prüfen und lernen.

Community nutzen: Austausch in Fachgruppen und Foren hilft bei speziellen Problemen.

Pragmatisch bleiben: 95% Barrierefreiheit zeitnah veröffentlichen ist oft besser als monatelanges Feintuning.



Werkzeuge im Überblick: Was sich wann lohnt

Tool icons for PAC, Acrobat, NVDA, CommonLook, axesPDF

PAC (PDF Accessibility Checker) – Kostenlos, präzise bei PDF/UA. Ideal für erste Prüfung. Nachteil: nur Windows.

Adobe Acrobat Pro – Prüfung, Bearbeitung, Reparatur. Ideal für komplexe Nachbearbeitung. Nachteil: Kosten und Lernkurve.

Microsoft Word Accessibility Checker – Präventive Prüfung bereits im Quelldokument.

callas pdfGoHTML – Visualisiert Tag-Strukturen als HTML; eher für Spezialisten.

NVDA – Kostenloser Screenreader für Praxis-Tests.

axesPDF, CommonLook PDF – Kommerzielle Lösungen für hohe Compliance-Anforderungen; ideal für Behörden und große Workflows.

Colour Contrast Analyser – Kostenloses Tool zur Messung von Farbkontrasten.

Für die meisten Fälle reicht die Kombination PAC + Adobe Acrobat Pro + NVDA. Ohne Budget: PAC + PDF-XChange Editor + NVDA.



Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Was ist der Unterschied zwischen PDF/UA und WCAG?

PDF/UA ist ein technischer Standard speziell für PDF-Dokumente (ISO 14289). Er definiert die Struktur und technische Umsetzung. WCAG sind allgemeine Richtlinien für Web-Inhalte, die zunehmend auch auf PDFs angewendet werden. PDF/UA-Konformität bedeutet nicht automatisch WCAG-Konformität – und umgekehrt. Idealerweise erfüllt ein barrierefreies PDF beide Standards.

Kann ich PDFs auch unter macOS auf Barrierefreiheit prüfen?

PAC läuft nur unter Windows, aber es gibt Alternativen. Adobe Acrobat Pro gibt's für Mac und bietet Barrierefreiheitsprüfung. Die in macOS integrierte Vorschau-App hat rudimentäre Funktionen. Für professionelle Prüfung nutzen Mac-User oft virtuelle Windows-Maschinen, um PAC auszuführen, oder greifen auf Online-Services zurück.

Wie lange dauert es, ein PDF barrierefrei zu machen?

Das hängt stark vom Ausgangsmaterial ab. Ein sauber in Word erstelltes, einfaches Textdokument ist in 10-15 Minuten barrierefrei exportiert und geprüft. Ein nachträglich zu bearbeitendes, komplexes 50-Seiten-Dokument mit vielen Grafiken und Tabellen kann mehrere Stunden bis Tage dauern. Gescannte PDFs erfordern oft komplette Neuerstellung.

Reicht es, wenn PAC keine Fehler meldet?

Nein. PAC prüft die technische Konformität zu PDF/UA, etwa zu zwei Drittel der Gesamtanforderungen. Die Qualität von Alternativtexten, die Sinnhaftigkeit der Tag-Struktur oder die praktische Bedienbarkeit kann PAC nicht bewerten. Eine manuelle Nachprüfung und idealerweise ein Screenreader-Test sind immer nötig.

Muss jedes PDF barrierefrei sein?

Rechtlich: Für öffentliche Stellen in Deutschland ja, seit September 2020 ohne Ausnahmen (ab 2025 auch Bestandsdokumente). Private Unternehmen trifft der European Accessibility Act ab 2025 in bestimmten Bereichen. Praktisch: Barrierefreiheit verbessert die Nutzbarkeit für alle und ist ethisch geboten. Ausnahmen gibt's nur für unverhältnismäßige Belastungen – die Hürde dafür ist hoch.

Wie erstelle ich am schnellsten ein barrierefreies PDF?

Beginne mit einer sauberen Word-Vorlage: nutze Formatvorlagen für Überschriften, erstelle Listen mit den List-Funktionen, füge Alternativtexte schon in Word hinzu, setze die Dokumentsprache. Aktiviere beim PDF-Export die Option „Dokumentstrukturtags für Barrierefreiheit". Prüfe das Ergebnis mit PAC. Bei kleineren Fehlern mit Acrobat nachbearbeiten. Das ist schneller als nachträgliche Korrekturen.

Können automatische Tools ein PDF vollständig barrierefrei machen?

Nein. Automatisierung hilft bei der Grundstruktur: Tags generieren, offensichtliche Fehler finden, Metadaten setzen. Aber die Qualität von Alternativtexten, die logische Reihenfolge bei komplexen Layouts, die Sinnhaftigkeit der Strukturierung – das erfordert menschliches Urteilsvermögen. Automatisierung + manuelle Kontrolle = verlässliches Ergebnis.

Was kostet professionelle Hilfe beim Erstellen barrierefreier PDFs?

Das variiert stark. Freelancer berechnen oft 50-100€/Stunde. Spezialisierte Agenturen kalkulieren projektbezogen – ein umfangreiches Handbuch kann schnell einige tausend Euro kosten. Schulungen für Inhouse-Kompetenzen liegen bei 500-2000€ pro Tag. Viele öffentliche Stellen bieten kostenlose Beratung und Ressourcen für den Einstieg.

Wie teste ich selbst mit einem Screenreader?

NVDA für Windows ist kostenlos downloadbar. Nach der Installation: PDF öffnen, NVDA starten (Strg+Alt+N), mit Pfeiltasten durch das Dokument navigieren. Mit H springt man zwischen Überschriften, mit K zwischen Links, mit T zwischen Tabellen. So bekommt man schnell ein Gefühl dafür, ob die Navigation funktioniert und alle Inhalte erfassbar sind.

Verliert ein PDF durch Barrierefreiheit an Design-Qualität?

Absolut nicht. Barrierefreiheit betrifft die technische Struktur im Hintergrund, nicht das visuelle Design. Ein barrierefreies PDF kann genauso ansprechend gestaltet sein wie ein nicht-barrierefreies – es braucht nur zusätzlich die korrekte Tag-Struktur, Alternativtexte und ausreichende Kontraste. Gutes Design und Barrierefreiheit ergänzen sich.